Jetzt erst Recht: Eingreifen statt zuschauen! In Gedenken an Jimi Joonas Karttunen

Am 10. September 2016 attackierten Faschisten den 28-jährigen Jimi Joonas Karttunen während einer rechten Kundgebung in der finnischen Hauptstadt Helsinki. Jimi erlag den dadurch verursachten Verletzungen sechs Tage später. Er starb am 16. September an einer Hirnblutung.

Die Täter aus den Reihen der Nazigruppe „Finnische Widerstandsbewegung“ (Suomen Vastarintaliike) haben in der Vergangenheit bereits durch Angriffe auf MigrantInnen, GewerkschafterInnen und die finnische „Gay Pride“ von sich reden gemacht. Mit einer Spuckgeste in Richtung der Faschisten machte Jimi während ihrer Kundgebung direkt vor dem Hauptbahnhof der finnischen Hauptstadt klar, dass ihnen nichts als Ablehnung und Verachtung gebührt. Die Reaktion war ein gezielter körperlicher Angriff, in dessen Folge er so heftig mit dem Kopf auf dem Boden aufschlug, dass er im Anschluss stationär behandelt werden musste und schließlich einige Tage nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus den Folgen einer Hirnblutung erlag.

Die Faschisten brüsten sich mit dem Mord und verkaufen den Angriff zynisch als „Zurechtweisung“ und „Selbstverteidigung“. Die während der Kundgebung mit einem Streifenwagen anwesende Polizei behauptet, die Fahnen der Naziorganisation nicht gekannt zu haben und will den tödlichen faschistischen Angriff vor Ort nicht als „schwerwiegend“ wahrgenommen haben. Es ist keine große Überraschung, dass staatliche Behörden im Kampf gegen die rechte Gefahr alles andere als hilfreich sind. Auch wenn wir auf derartige Beweise gerne verzichten würden, bleibt es dabei: Um die Menschenverachter zurückzudrängen, müssen wir selbst Hand anlegen und dürfen nicht hilfesuchend an Staatsorgane appellieren, die seit Jahrzehnten beeindruckend veranschaulichen, wie rechte Gewalt verharmlost, ignoriert oder gar gefördert werden kann. Das gilt für den deutschen Staat, dessen „Sicherheitsbehörden“ exemplarisch ein enges Verhältnis zum NSU-Netzwerk aufrecht erhielten, ebenso wie für Finnland, wo die Rechtspopulisten einen Teil der Regierungskoalition bilden und der Justizminister sich zusammen mit der Polizei über die tatkräftige Hilfe von offen faschistischen Bürgerwehren freut.

Unser Mitgefühl und unsere Solidarität gilt allen Angehörigen und Freunden von Jimi. Über 15.000 Menschen sind am 24. September in ganz Finnland unter dem Motto „Das muss aufhören!“ gegen faschistische Gewalt auf die Straße gegangen. „Das muss aufhören!“ gilt auch hier: abgesehen von der unerträglichen alltäglichen rassistischen Gewalt, sollten die pogromartigen Highlights in Bautzen, Freital und Co., ein Jahresdurchschnitt von 600 brennenden Geflüchtetenunterkünften, SA-Fanvereine im Gewand von Bürgerwehren und die Detonationen vor einer Moschee und einem internationalen Kongresszentrum in Dresden am Jahrestag des Oktoberfestattentats, als überdeutliche Warnhinweise ausreichen.

Jimi Joonas Karttunen bleibt unvergessen.

Organisiert den antifaschistischen Selbstschutz!