Am Samstag findet auch in Stuttgart eine Demonstration zum Tag der Befreiung von Faschismus & Krieg vor 76 Jahren statt. Gemeinsam mit Gewerkschaften und weiteren antifaschistischen und linken Initiativen organisieren wir eine Veranstaltung, die einige Orte in Stuttgart mit historischem Bezug dazu besucht und thematisiert. Los geht’s um 14 Uhr am Landgericht in der Olgastraße, wo wir neben dem Zeutzeugen Heinz Hummler einen Redebeitrag halten werden.
Kommt vorbei und lasst uns diesen wichtigen Tag gemeinsam begehen.
Aufruf den Bündnis zum 8. Mai:
8. Mai 2021 – 76. Jahrestag der Befreiung von Faschismus und Krieg
Unser Auftrag : Antifaschismus! Solidarität! Frieden!
Der 8. Mai 1945 war der Tag der Befreiung vom faschistischen Terror und vom Krieg.
An diesem Tag hatten die Nazis, ihre Förderer und Parteigänger den Krieg verloren. Für die Mehrheit der Menschen in Europa bedeutete er die Hoffnung auf Frieden, Freiheit und Zukunft. Die Befreiten von damals erlebten den 8. Mai als „Morgenröte der Menschheit“ wie es Peter Gingold, ein jüdischer Antifaschist und Kommunist, einst formulierte.
Nach 76 Jahren ist es Zeit, dass der 8. Mai auch in Deutschland ein gesetzlicher Feiertag wird! Tatsächlich gibt es keinen Tag in der Geschichte Europas, der so viel Freude und Erleichterung ausgelöst hat, der gleichzeitig so teuer errungen werden musste, wie dieser 8. Mai 1945.
Mehr als 55 Millionen Menschen fielen Nazi-Terror, Holocaust und Vernichtungskrieg zum Opfer. Sie bezahlten den deutschen Griff nach der Weltherrschaft mit unvorstellbarem Leid und ihrem Leben. Die Hauptlast des Krieges und der Befreiung trugen dabei die Menschen in der Sowjetunion. Millionen alliierte Soldaten, Frauen und Männer aus dem Widerstand, PartisanInnen und Kriegsverweigerer haben für diesen Tag ihr Leben riskiert und geopfert. Sie alle kämpften als Teil der Anti-Hitler-Koalition
für eine Welt ohne Kriege, Elend und Unterdrückung. Ihnen danken wir.
Ihr Einsatz hat den Menschen in Europa nach den bitteren und schmerzhaften Jahren der Verfolgung und Unterdrückung den Neuanfang, die Gestaltung von Gegenwart und Zukunft, den Aufbau eines Lebens in Frieden, Freiheit und Vielfalt ermöglicht.
Weltweit eröffneten sich mit der Gründung der UNO und der Erklärung der Menschenrechte neue Möglichkeiten für das friedliche und solidarische Zusammenleben der Menschen und Staaten. Dieses Vermächtnis des 8. Mai 1945 scheint heute keine Rolle mehr zu spielen. In vielen Ländern der Welt wie in Afghanistan, im Irak, in Syrien, im Jemen, in Libyen und anderen Ländern toben Kriege. Millionen Menschen sind auf der Flucht. Während es 1945 hieß: „Nie wieder Krieg von deutschem Boden!“ sind heute deutsche Waffen und deutsches Militär fast überall beteiligt. Die Bereitschaft, „deutsche Interessen“ zur Sicherungen von Rohstoffen, ihren Transportwegen, Exportmärkten und Einflusssphären erneut mit militärischen Mitteln durchzusetzen, ist gegen den Willen der Mehrheit der Bevölkerung in Regierung und Bundestag alltägliche politische Praxis geworden.
Inzwischen haben die deutschen Rüstungsausgaben nach NATO-Kriterien die Schallmauer von 53 Milliarden Euro überstiegen und sollen weiter steigen. Die wichtigsten Verträge über atomare Rüstungskontrolle, der ABM-Vertrag zum Verbot einer
Raketenabwehr, wurde bereits 2001, der INF-Vertrag, der 1988 nach weltweiten Protesten zur Abrüstung landgestützter Mittelstreckenraketen geführt hatte, wurde 2019 gekündigt. Seit 22. Januar ist der Vertrag zum
Verbot aller Atomwaffen, den die UNO 2017 beschlossen hat in Kraft.
Aber die Atomwaffenstaaten und auch Deutschland weigern sich dem Vertrag beizutreten. Ein neues atomares Wettrüsten ist
in vollem Gange. Vor diesem Hintergrund betreiben die Staaten der Nato eine offen konfrontative Politik gegenüber Russland und zunehmend auch gegen China. Rund um den 76. Jahrestag der Befreiung läuft das Manöver Defender Europe 2021, bei dem es um die schnelle Verlegung von Gütern und SoldatInnen an die Grenze Russlands geht. Das Manöver soll künftig jedes Jahr stattfinden. Drehscheibe des Manövers wird wieder die US Kommandozentrale EUCOM in Stuttgart und das neugegründete
NATO-Logistik-Kommando in Ulm sein. Im Rahmen der Pandemiebekämpfung findet ein zunehmender Einsatz der Bundeswehr im Inneren statt, sowie der Abbau demokratischer und sozialer Rechte.
Gleichzeitig erleben wir einen rasanten Aufstieg neofaschistischer Kräfte. So konnte die Naziterrorgruppe „NSU“ jahrelang unbehelligt eine blutige Spur faschistischen Terrors durch unser Land ziehen. Brennende Unterkünfte für Geflüchtete, rassistische, antisemitische Terrorakte und Morde wie in Kassel, Halle und Hanau werden immer häufiger Rassismus, Chauvinismus, Antisemitismus und Antiziganismus, Islamfeindlichkeit, Lesben-/Schwulen- und Transfeindlichkeit – alle möglichen Ideologien zur Begründung sozialer Ungleichheit und gesellschaftlicher Ausgrenzung haben Konjunktur. Der Alltagsrassismus nimmt immer mehr zu.
Mit der AfD ist eine offen rassistische Partei mit hohen Stimmenergebnissen in Bundestag und Landtage eingezogen, die große Schnittmengen zu neofaschistischen Positionen und neofaschistischem Personal aufweist.
„Das Haus brennt und sie sperren die Feuerwehr aus“ schrieb Esther Bejarano, Überlebende von Auschwitz, an Bundesfinanzminister Scholz, als dessen Behörde der antifaschistischen Organisation VVN-BdA
die Gemeinnützigkeit Ende 2019 entzog.
Das Vermächtnis und der Auftrag des 8. Mai gebieten es, die Forderung „Nie wieder Faschismus – nie wieder Krieg!“ in den Mittelpunkt aller politischen Kämpfe zu rücken.
Die vielen Opfer, die für den Tag der Befreiung erbracht werden mussten, geben uns diesen Auftrag:
„Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel.“ So lautete der Schwur der befreiten Häftlinge von Buchenwald.
Diesem Schwur fühlen auch wir uns weiterhin verpflichtet: Nie wieder Faschismus! Nie wieder Krieg!
Beiträge von: Zeitzeuge Heinz Hummler | Antifaschistisches Aktionsbündnis Stuttgart & Region (AABS) | Initiative Lern- und Gedenkort Hotel Silber – Elke Banabak | DGB-Landesvorsitzender Martin Kunzmann | VVN-BdA Landessprecherin –
Ilse Kestin | Gesellschaft Kultur des Friedens – Henning Zierock | SDAJ – Anthony Nicola Cipriano
Kultur: u.a. Theodorakis Ensemble mit Mauthausen-Kantate
Bitte informiert euch auf der Homepage des DGB Nordwürttemberg über aktuelle pandemiebedingte Änderungen (im
Moment liegt noch keine Bestätigung der Anmeldung vom Ordnungsamt vor). >> nordwuerttemberg.dgb.de/
Bitte haltet euch an die Hygiene- & Schutzmaßnahmen am Kundgebungsort, damit alle Interessierten an unserer Veranstaltung teilnehmen können!