Das Grauen kennt keine Ende – Weitere homophobe Demo in Stuttgart

+++ Zum dritten Mal gefährliche Allianz in Stuttgart +++ Weniger „besorgte Eltern“ als im März +++ Internationalisierung und optische Angleichung an das französische „Demo für Alle“ Konzept +++ Polizei boxt mit enormem Aufwand die homophobe Demo durch +++ Zwei Sitzblockaden wurden aufgelöst +++ Weitere kreative Störaktionen+++ parallel antifaschistische Proteste gegen Nazidemo in Sinsheim

Keine Demo für Alle

Am 05.04.2014 rief die gefährliche Allianz schon zum dritten Mal zu einer homophoben Demo in Stuttgart auf. Im Vorfeld der Demonstration veröffentlichte unter anderem das Portal queer.de, dass die „Demo für Alle“ eine vom national und wertkonservativen Flügel der AFD um Beatrix von Storch und deren Mann über deren Netzwerke initiiert ist. Das Hauptmotiv scheint der Stimmenfang im christlich-fundamentalistischen Bereich für die Europawahl zu sein. Die völlig übertriebene Masche um angebliche „Frühsexualisierung“, „Zwangsindoktrination“ und „Umerziehung“ der Kinder schaffte es diesmal weit weniger Leute zu mobilisieren. Mit entsprechendem Aufwand wurde ein Bild geschaffen, um zumindest auf dieser Ebene mit dem französischen Vorbild „Demo für Alle“ mit zu halten. Ein Redner und einige AktivistInnen der „manifestation pour tous“ waren angereist. Religiöse Lieder gab es diesmal nicht. Doch die Reden machten im Gegensatz zu Frankreich schon klar in welche Richtung es geht. Vom Marktplatz gab es diesmal einen Demonstrationszug, der über den Rotebühlplatz durch die Innenstadt zog und richtigerweise kaum Beachtung fand. Die meisten PassantInnen verließen die Straßenzüge oder sie äußerten ihren Unmut von außen.

Störaktionen und Spalier

Die Demo selbst lief wie in Trance zu Trommeln und rief „Schützt unsere Kinder“. Begleitet wurden sie von einem teilweise doppelreihigen Polizeispalier und dem straff organisierten Ordnungsdienst der Demo. Diese Abschottung von der Öffentlichkeit, die durch ein martialisches Polizeiaufgebot mit Pferden und vermummten BFE perfektioniert wurde, war ein Produkt der entschlossenen antisexistischen Proteste. Passend zu diesem reaktionären Auflauf begann es zu regnen und so interessierte es letztendlich die Konsumgesellschaft mehr den nächsten Laden zu erreichen als die homophobe Demo zu beobachten. Die gefährlichen Allianzen wurden durch diesen Tag geschwächt, aber sie bestehen noch immer.

Es gab erfolgreiche Störaktionen. Die Repressionsbehörden reagierten wie immer. Schon gegen Mittag wurden massenweise Platzverweise erteilt und vereinzelt Personen, welche bei den Protesten gegen die homophoben Demos im Februar und März aktiv waren, festgenommen. Zwei Blockaden wurden durch einen offensiven Polizeieinsatz aufgelöst. Im Laufe des Tages gab es insgesamt über siebzig Festnahmen. Dies schwächte die ohnehin schon zahlenmäßig schwachen AktivistInnen. Etwa vierhundert Menschen beteiligten sich an den Gegenaktionen.

Unsere Solidarität gegen Ihre Represssion

Insgesamt war der Tag ein Erfolg! Durch die Blockade war die Demo der „Bildungsplangegner“ gezwungen, eine andere Route einzuschlagen und konnte so nicht wie geplant durch die Innenstadt am Stadtfest an der Stadtmitte vorbeiziehen. Nach nachdem eine weiteren Blockade aufgelöst wurde liefen sie unter Protest von ca. 50-60 Personen auf wenig belebten Straßen. Eine weitere Materialblockade aus Baustellengittern in der Eberhardtstraße unterstützte die AntifaschistInnen. Die Sitzblockade wurde erst nach längerer Zeit von der Polizei aufgelöst, eine kämpferische Stimmung der AktivistInnen konnte auch in den Polizeiwannen und im Polizeirevier auf dem Pragsattel nicht getrübt werden. Der Zusammenhalt und die Solidarität untereinander waren ein wichtiges Mittel zum Erfolg der Sitzblockade. In der Gefangenensammelstelle am Pragsattel wurden die AktivistInnen solidarisch empfangen.

 

Leider steht höchstwahrscheinlich am 3.Mai die nächste Demo auf dem Programm. Mit einem durchgesetzten Bildungsplan oder dem Ende der „Demo für Alle“ wird Homophobie, Sexismus und andere reaktionäre Denkweisen nicht verschwinden. Es besteht die Chance mit guten Gegenaktionen dafür zu sorgen, dass der Spuk auf der Straße nach dem Ende des Europawahlkampf ein Ende nimmt und sich das gefährliche Klima wieder abschwächt. Ebenso besteht die Gefahr, dass die gefährlichen Allianzen weiter Fuß fassen und zu einem konstanten Problem werden. Wir bitten daher alle Antifaschistinnen und Antifaschisten sich mit dem Thema zu befassen. Uns ist es wichtig jetzt schon zu beginnen möglichst vielen Menschen zu vermitteln weshalb die Allianzen gefährlich sind. Wir wollen viele Menschen dazu mobilisieren den Widerstand entschlossen auf die Straße zu bringen. Vielen Dank an Alle, die sich an den vielfältigen und entschlossenen Aktionen beteiligt haben. Bitte achtet auf weitere Ankündigungen.

Bei der nächsten Antifa-Kneipe am 11.April um 19 Uhr wird es einen kurzen Input zu den gefährlichen Allianzen geben.

Eine Info- und Aktionskonferenz zu den gefährlichen Allianzen findet am 27. April statt.